Fleischer-Geschichten

Hausschlachterei Miesner: Fleischkonsum ist zeitgemäß

In der Nähe des niedersächsischen Scheeßel, circa 900 Meter vom Sotheler Ortskern entfernt, steht der Hof der Familie Miesner. Dazu gehören 25 Hektar umliegende Landwirtschaft, Stallungen für rund 350 Schweine, ein Schlachthaus, eine Produktion und ein erst kürzlich modernisiertes Ladengeschäft. Auf dem Grundstück herrscht stets reger Betrieb. Eine typische Woche beginnt hier am Montag mit dem Schlachten von Schweinen und Rindern. Den Rest der Woche werden die Fleisch- und Wurstspezialitäten der Hausschlachterei Miesner produziert: Am Dienstag Kochwurst, am Mittwoch und Donnerstag Rindfleischprodukte und am Freitag Mettwurst und Schinken. „Ich misch zwar bei allem mit, was gemacht werden muss, aber die Schlachtung ist mir am wichtigsten. Da geht es richtig um was, nämlich um das Tier“, erklärt Bernd Miesner, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Heinz führt.


Schlachter, Fleischer, Landwirt

B. Miesner bei der Arbeit

Die Schlachtung – damit ist der 53-Jährige großgeworden. Anfang der 80er Jahre ist die Hausschlachterei aus einem bis dato rein landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinen und Rindern entstanden. Die Idee, aus den Schlachttieren selbst Produkte herzustellen, war damals einmalig in Niedersachsen. Der Tradition verpflichtet hat Bernd Miesner deshalb auch beides gelernt, Fleischer und Landwirt. So kann er für eine artgerechte Tierhaltung garantieren und weiß genau, wo das Fleisch herkommt.

Darüber hinaus versteht er sich auf dessen Verarbeitung. Auch die Lohnschlachtung ist nach wie vor wichtiger Bestandteil des Unternehmens. Umliegende Höfe, die selbst nicht mehr schlachten können, vertrauen auf das fachgerechte Vorgehen der Miesners – auf das Wohl der Tiere zu achten ist für das Familienunternehmen schon immer höchste Priorität. Die Hausschlachterei ist damit ein wichtiger Faktor für den Erhalt regionaler Lebensmittel in der Gemeinde Scheeßel und umzu.  

Für die hauseigenen Produkte greift Miesner ausschließlich auf das Schweinefleisch aus der eigenen Mast zurück. Für Rindfleischprodukte arbeitet er mit regionalen Partnern zusammen. Rund 200 Fleisch- und Wurstspezialitäten stellt das Familienunternehmen nach bewährten Hausmacher Wurstrezepturen her. „Die Rezepte sind teilweise 150 Jahre alt und kommen deshalb auch heute noch ohne Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker aus“, erklärt Miesner stolz. Ob Aufschnitt, Grillgut oder Suppen – die Spezialitäten der Hofschlachterei sind im Ladengeschäft in Sothel, über einen Automaten (die 24-Stunden-Filiale), in umliegenden Hofläden und in einem Edeka Markt der Region erhältlich.


Regional in die Zukunft

Die Kombination aus Landwirtschaft, Schlachtung und Selbstvermarktung macht den Betrieb einzigartig und auch in Zukunft handlungsfähig, wenn es nach Bernd Miesner geht: „Dadurch, dass wir alles in einem System haben, bleiben wir nachhaltig. Ich weiß, wo die Tiere herkommen und wie mit ihnen umgegangen wurde. Ich kann auswählen, welche Fleischqualität ich heute wofür brauche und habe so gut wie keine Transportwege. Für unsere Produkte und schließlich unsere Kunden bedeutet das mehr Qualität und Transparenz“, so Miesner.

Im Fleischerhandwerk gibt es viele Betriebe, die wie die Miesners großen Wert auf Regionalität legen. Vor dem Hintergrund, dass heutzutage Nachhaltigkeit und das Für und Wider des Fleischkonsums diskutiert werden, wird die regionale Ausrichtung immer wichtiger. Deshalb beteiligt sich Bernd Miesner in verschiedenen Projekten wie SmartOrt Sothel oder Agenda 29, die sich mit diesen Themen beschäftigen.  Wenn man den Familienvater fragt, ob Fleischkonsum heute noch zeitgemäß ist, erzählt er von seinen Kindern. Für die sei die Wertschöpfungskette vom Tier zum Lebensmittel noch etwas völlig Normales. „Trotzdem kann man das ja diskutieren“, sagt er, „die eigentliche Frage dabei ist aber, dass die Rahmenbedingungen des Fleischverzehrs stimmen. Wer im Fleischerhandwerk einkauft, der kann von sich behaupten verantwortungsbewusst mit dem Thema umzugehen. Massentierhaltung und industriellen Produkten hingegen erteile ich da eine klare Absage.“

Trotzdem bleibt der bodenständige Fachmann pragmatisch: Alle könne man als Handwerksbetrieb zwar nicht erreichen, auf Regionalität zu achten, sei jedoch schon die halbe Miete. „Es lohnt sich, Fleisch und Wurst im regionalen Fleischerhandwerk zu erwerben. Nicht nur wegen der Qualität der Produkte, sondern auch wegen der ökologischen und sozialen Verantwortung der Unternehmen“, erklärt Miesner. Kunden verantwortungsbewusst mit guten Lebensmitteln zu versorgen sowie regionale Strukturen als Arbeitgeber und Partner der Landwirtschaft zu erhalten – das sei es, was das Fleischerhandwerk auch in Zukunft stark machen.


Einfach gut genießen – Dein Fleischerhandwerk

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