Fleischer-Geschichten

Fleischer mit Herz

Wenn Jürgen Fritze seine Rinder besucht, ist auf der Weide richtig was los. Ein kurzer Ruf genügt, und die Tiere laufen von überall her auf den Fleischermeister zu. In der einen Hand hält er einen Jutebeutel mit trockenem Brot, in der anderen einen Striegel.

„Die Rinderhaltung macht mir einfach Spaß“, erzählt er, während er die Tiere begrüßt, Brot und Streicheleinheiten verteilt. Sogar der große schwere Bulle lässt sich anfassen und genießt die Zuwendung. Auf der Weide mit angrenzendem Offenstall stehen rund 20 Rinder, auch einige Kälbchen sind darunter. „Natürlich haben wir nicht genug Rinder, um die Nachfrage in der Fleischerei zu bedienen“, erklärt Fritze. „Wir kaufen daher von Landwirten aus der Region Tiere zu. Wir kennen diese Bauern seit vielen Jahrzehnten und wir suchen uns die Rinder immer selbst vor Ort aus. So können wir beste Qualität garantieren und uns immer wieder davon überzeugen, dass die Tiere artgerecht gehalten werden.“

Eigene Schlachtung

Tierwohl und Achtung vor der Kreatur nimmt bei der Fleischerei Fritze seit Generationen einen hohen Stellenwert ein. „Wir schlachten selbst“, erklärt Christopher Fritze, der Sohn von Jürgen. „Dabei ist es uns wichtig, dass die Tiere keinen Stress haben und alles ganz in Ruhe geschieht.“ Dazu gehört nicht nur, dass auf kurze Transportzeiten geachtet wird. Die Tiere reisen auch einen Tag vorher an und bekommen eine Nachtruhe in mit Stroh ausgelegten Boxen direkt am Betrieb. „Durch solche Maßnahmen können wir schon vor der Schlachtung Einfluss auf die Fleischqualität nehmen“, so Christopher Fritze. Weniger Stress und Adrenalin bedeuten zarteres und hochwertigeres Fleisch.

Nachhaltigkeit

Für handwerklich arbeitende Betriebe ist es seit jeher selbstverständlich, das ganze Tier zu verarbeiten. Aus allen Teilstücken lässt sich etwas machen, auch Knochen kann man auskochen, um Brühe herzustellen. Diese Tatsache, kombiniert mit dem Fokus auf regionale Strukturen und Vernetzung sowie verantwortungsvollem Umgang mit den Tieren zeigt, dass im Handwerk das Thema Nachhaltigkeit eine lange Tradition hat. Einige Maßnahmen wie die Installation einer Solarstrom- und eine Wärmerückgewinnungsanlage wurden bereits umgesetzt. Doch um sich weiterzuentwickeln, haben sich Fritzes dem Projekt agenda29 angeschlossen. Der Zusammenschluss von neun norddeutschen Fleischern hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich gemeinsam mit verschiedenen Zukunftsthemen auseinanderzusetzen: Dabei geht es um Einsparung von Energie und CO2, genauso wie um Tierschutz, die Optimierung und Vermeidung von Verpackungsmaterial und nicht zuletzt um Arbeitsbedingungen, soziales Miteinander und gesellschaftliche Verantwortung.

Fleischer mit Herz

1913 gründetet Wilhelm Fritze, der Großvater des heutigen Chefs Jürgen, die Fleischerei Fritze. Doch auch schon dessen Urgroßeltern, Minna und Georg Fritze, hatten in Dersau eine Fleischerei gegründet. Die drei Söhne erlernten allesamt das Fleischerhandwerk. Wilhelm, der Jüngste, zog mit seiner ersten Frau Gertrud nach Kalübbe und startete hier das Familienunternehmen, das bis heute besteht.

Fleischermeister Jürgen Fritze bei seinen Rindern

Für Jürgen Fritze stand schon früh fest, dass er die Tradition seiner Familie fortsetzen würde: „Ich konnte gar nicht anders, ich bin damit aufgewachsen und wollte immer nur Fleischermeister werden“, sagt er heute. Die Entscheidung hat er nie bereut: „Ich liebe meinen Beruf. Unsere Arbeit ist so vielfältig, kreativ und abwechslungsreich, für mich gibt es nichts besseres.“ Dass auch seine Frau und die beiden Kinder Johanna und Christopher im Betrieb mitarbeiten, bedeutet Jürgen Fritze viel: „Wir sind ein richtig gutes Team. Es ist nicht selbstverständlich, dass junge Leute heutzutage den Betrieb der Eltern übernehmen. Umso mehr freue ich mich, dass Christopher und Johanna hier weitermachen wollen und ihre eigenen Ideen und Zukunftsvisionen mit einbringen.“

Derzeit laufen größere Umbaumaßnahmen in der Produktion und im Haupthaus, in dem das Büro und der Laden untergebracht sind. All das geschieht schon mit Blick auf die Zukunft und wurde maßgeblich von Christopher Fritze geplant. „Mit dem Fokus auf Regionalität, hohe Qualitätsstandards, Nachhaltigkeit und Genuss werden wir die Fleischerei in die Zukunft führen“, ist der junge Fleischermeister überzeugt.

Wild und Rind aus Schleswig-Holstein

Zu diesem Antritt passt auch das umfangreiche Angebot an Wild. Jürgen und Christopher sind beide passionierte Jäger und nutzen ihre knappe Freizeit oft für die Jagd. Auch Johanna Fritze macht derzeit ihren Jagdschein. Für den Laden bekommen Fritzes aber auch Wild aus den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, das sie zu vielfältigen Spezialitäten verarbeiten.

Außerdem sind sie Mitglieder bei der Regionalmarke „Qualitätsrindfleisch aus Schleswig-Holstein“, zu der sich handwerkliche Fleischerbetriebe im gesamten Bundesland zusammengeschlossen haben. „Regionale Aufzucht, enge Kooperationen mit Landwirten, artgerechte Haltung und beste Qualität – das passt zu uns“, ist Christopher Fritze überzeugt.


Einfach gut genießen – Dein Fleischerhandwerk

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