Fleischer-Geschichten

Familientradition aus Bremerhaven

In Bremerhaven, unweit des Jachthafens, befindet sich das Hauptgeschäft der Fleischerei Stehr: Produktion, Bistro, Laden und Büroräume. „Mein Vater war gebürtiger Schlesier und kam nach dem zweiten Weltkrieg nach Bremerhaven“, erzählt Hans-Joachim Stehr.

„Er hat das Grundstück 1948 erworben, damals stand ein zerstörtes Gebäude darauf. Gemeinsam mit meiner Mutter hat er das Haus wieder aufgebaut und neben der Fleischerei auch ein Restaurant eröffnet, das er Schlesischer Hof nannte.“ 1949 wurde die erste Filiale gegründet. 1956 verstarb Ewald Stehr und seine Frau Agnes führte das Unternehmen alleine weiter. 1983 stieg Sohn Hans-Joachim Stehr in den Betrieb mit ein und im selben Jahr wurde das Restaurant aufgegeben. Heute gibt es neben dem Geschäft am Berliner Platz noch zwei Filialen: Der Imbiss am Hauptbahnhof, den die meisten Bremerhavener besonders mit dem Namen Stehr verbinden und eine Filiale in der Langener Landstraße.

Familientradition der Fleischerei Stehr

Inzwischen führt Jannis Stehr, der Sohn von Hans-Joachim Stehr, das Unternehmen. Nach bestandener Meisterprüfung hat der 39-Jährige im Mai 2014 die Prüfung zum Betriebswirt des Handwerks (BdH) bestanden und ist damit bundesweit der erste gehörlose Betriebswirt des Handwerks. „Wir sind ein Familienunternehmen und legen großen Wert auf eine traditionell handwerkliche Herstellung unserer Produkte“, erklärt Jannis Stehr. „Mir ist es besonders wichtig, dass wir auf unnötige Zusatzstoffe in unseren Produkten verzichten. Ich habe zum Beispiel eigene Gewürzmischungen zusammengestellt, die keine Geschmacksverstärker enthalten.“

Gut vernetzt

In der Region sind Stehrs gut vernetzt. „Mit Kooperationspartnern und Lieferanten pflegen wir seit Jahrzehnten vertrauensvolle Beziehungen“, so Jannis Stehr. „Es ist uns wichtig zu wissen, wo die Tiere herkommen, die wir verarbeiten. Daher stehen wir für regionale Aufzucht sowie artgerechte Haltung und Fütterung.“ Das Fleisch bezieht der Betrieb aus einem Umkreis von 80 km rund um Bremerhaven. Regelmäßig besuchen Jannis und Hans-Joachim Stehr die Landwirte, um sich vor Ort von den guten Haltungsbedingungen zu überzeugen. „Unsere Schweine sind sogenannte Strohschweine, die in ihrem Liege- und Spielbereich auf Stroh und nicht auf Spaltenböden laufen“, erzählt Jannis Stehr. „Unsere Rinder kommen ebenfalls von Höfen aus der Region Bremerhaven. Wer es genau wissen will, kann jederzeit bei uns im Laden nachfragen.“

Nachhaltigkeit  

Doch nicht nur die Haltung und Herkunft der Tiere, die kurzen Wege und der Fokus auf Regionalität sind für Stehrs wichtig. Auch in anderen Bereichen setzt das Familienunternehmen auf Nachhaltigkeit. „Unsere Mitarbeiter haben einen hohen Stellenwert im Unternehmen, denn nur gemeinsam können wir das Beste für unsere Kunden bieten“, ist Jannis Stehr überzeugt. „Als familienfreundliches Unternehmen bieten wir flexible Arbeitszeiten und haben ein offenes Ohr für die Belange der Belegschaft.“ Die meisten der 15 Mitarbeiter arbeiten schon viele Jahre im Betrieb, manche sind bereits über 20 Jahre dabei.  

Auch in Sachen Energieeffizienz gab es schon erste Schritte: In den vergangenen drei Jahren haben Stehrs verschiedene Maßnahmen zur Einsparung von Energie unternommen. Dazu gehörte die Umstellung der Leuchten auf LED. In der Filiale am Berliner Platz wurde eine neue und energieeffizientere Kühlzellen eingebaut. Um sich weiterzuentwickeln, haben sich Stehrs dem Projekt agenda29 angeschlossen. Der Zusammenschluss von neun norddeutschen Fleischern hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich gemeinsam mit verschiedenen Zukunftsthemen auseinanderzusetzen: Dabei ging es um Einsparung von Energie und CO2, genauso wie um Tierschutz, die Optimierung und Vermeidung von Verpackungsmaterial und nicht zuletzt um Arbeitsbedingungen, soziales Miteinander und gesellschaftliche Verantwortung.

„Denn die Balance zwischen Tradition und Moderne zu finden und immer wieder neu auszugestalten, das macht unser Handwerk aus“, resümiert Jannis Stehr.


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