Fleischer-Geschichten,  Guter Genuss

Alles rund um Pferdefleisch: Ross-Schlachterei Poggensee

Was weißt du eigentlich über Pferdefleisch? Wenig? Kein Wunder! In Deutschland kommt die traditionelle Delikatesse nur noch selten auf den Tisch. Ganz anders sieht es z.B. in Frankreich, Italien, Polen, Österreich oder der Schweiz aus – hier gehört Pferd zur heimischen Küche wie Rind, Schwein oder Geflügel. Dabei handelt es sich um eine Fleischsorte, die insbesondere aus ernährungsphysiologischer Sicht trumpft: Pferdefleisch hat einen geringen Fett- und Cholesteringehalt und ist dabei reich an Eisen und Eiweiß.

Möchtest du mehr über Pferdefleisch erfahren, bist du bei handwerklichen Ross-Schlachtereien an der richtigen Adresse. Hier bekommst du Infos dazu, wo die Pferde herkommen, wie sie geschlachtet werden und was man aus dem Fleisch herstellen kann. In ganz Deutschland gibt es ungefähr 50 reine Ross-Schlachtereien. So etwa die Ross-Schlachterei Poggensee aus Hamburg. Wir haben mit Anja Poggensee, der Frau des Inhabers Uwe Poggensee, gesprochen. Auch ihr Sohn Kai Poggensee wirkt im Betrieb mit. Die Schlachterei besteht aus einem Ladengeschäft in Eimsbüttel mit Theken- und Bistroangebot, einem Lieferservice für die Umgebung und einem Paketversand.


Nicht zum Schlachten gezüchtet

Das Team

Die Pferde, die in der Rossschlachterei Poggensee ankommen, werden nicht zur Schlachtung gezüchtet. „Wir schlachten überwiegend alte oder angeschlagene Tiere, die sich z.B. das Bein gebrochen haben, ohne Aussicht auf Heilung“, erklärt Anja Poggensee. Besonders wichtig für die Kunden der Ross-Schlachterei ist auch der regionale Aspekt, deshalb stammen die Pferde aus unmittelbarer Umgebung in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Ob das Pferd geschlachtet werden soll entscheidet der Eigentümer. In Deutschland darf zudem kein Pferd ohne Equidenpass geschlachtet werden. In diesem „Pferdeausweis“ notiert der Tierarzt, welche Krankheiten das Tier hatte, mit welchen Medikamenten es behandelt wurde und ob es zur Schlachtung freigegeben wird. So wird ein unbedenklicher Verzehr garantiert.


Pferdefleisch essen ist Kopfsache

Poggensee Frischetheke

Ob man Pferdefleisch isst oder nicht, sei absolute Kopfsache, so Poggensee. Denn zu Pferden haben viele Menschen ein anderes, emotionaleres Verhältnis als zu Rindern oder Schweinen. Nichtsdestotrotz spreche viel dafür, auch Pferde als Lebensmittel zu verarbeiten: „Die Tiere hatten in der Regel ein langes Leben auf der Weide, wurden gut gepflegt und haben immer nur das beste Futter bekommen. Alte und verletzte Pferde finden dann bei uns Ross-Schlachtern ein sinnvolles Lebensende“, erklärt die Fachfrau. Die Schlachtung und handwerkliche Verarbeitung stellen somit einen weiteren Schritt in der Wertschöpfungskette dar. Die Vorteile von Pferdefleisch wissen deshalb vor allem Liebhaber zu schätzen, so Poggensee. „Als wir 1988 mit der Fleischerei angefangen haben war Pferdefleisch in den Küchen unsere Kunden noch eine übliche Zutat. Heute ist die jüngere Kundschaft eher weniger mit dem Produkt vertraut.“ Ein Faktor zieht mittlerweile aber auch jüngere Kunden an: Pferdefleisch ist nachhaltig. Das Prinzip „From nose to tail“ wird in Ross-Schlachtereien großgeschrieben – alles wird verarbeitet: „Die Schweife verkaufen wir zum Beispiel an ein Unternehmen, das daraus Peitschen herstellt“, so Anja Poggensee.


Pferdewurst & Co.
Wurst aus Pferdefleisch

„Ob Hackfleisch, Sauerbraten oder Steak – Alles was man vom Rind bekommt, kann man auch aus Pferdefleisch herstellen“, erklärt die 56-Jährige. Auch Brüh- und Rohwürste sowie Schinken in verschiedensten Varianten sind möglich. Da Pferdefleisch sehr mager ist muss bei der Herstellung von Wurstspezialitäten jedoch etwas Fett hinzugefügt werden. In der Regel wird Bio-Schweinespeck als Geschmacksträger verwendet. „Für Kunden, die aber gerne auf Schwein verzichten möchten oder müssen, bieten wir auch eine Alternative mit Rapsöl an. Diese Wurst ist etwas fester im Biss“, so Poggensee. Und wie schmeckt‘s? Geschmacklich ähnelt Pferdefleisch dem vom Wild: Es ist von dunkelroter Farbe, besonders mager und hat ein natürlich würziges Aroma.

Doch nicht nur „zweibeinige Kunden“ werden bei Poggensee bedient. Ein weiterer großer Absatzweg für Ross-Schlachtereien ist Tierfutter. „Pferdefleisch eignet sich perfekt als Futter für Hunde, die Allergien oder Unverträglichkeiten haben“, erklärt Poggensee. „Das sind aber keineswegs Abfälle, auch bei unseren vierbeinigen Kunden achten wir auf qualitativ hochwertiges Muskelfleisch.“


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